An den vergangenen beiden Tagen berichtete ich über einen ganz besonderen Schlüssel. Doch was diesen Schlüssel denn so besonders? Darüber habe ich bislang noch kein Wort verloren. Dazu nun zwei kurze Episoden:
Jenen grauen Freitag, den 16.08.2002, werde ich bestimmt nicht vergessen. Meine Heimatstadt Dresden versank langsam in den Fluten der Elbe und ihrer Nebenflüsse, doch davon war im fernen Berlin außer einer Randnotiz in den Nachrichten nichts zu hören. Ich war am Morgen wieder einmal etwas spät dran und musste bei der Fahrt ins Büro das Gaspedal etwas tiefer drücken. Am Theodor-Heuss-Platz hatte ich die Baustelle gut umschifft und just die letzte Ampel in Richtung Olympiastadion schaltet auf Gelb. Ich trete aufs Gas und der Wagen vor mir – ein Caddy mit Anhänger – auf die Bremse.
Den Knall, der folgte hatte es in sich. Mein schönes kleines Auto schob sich mit einem Ruck unter den Anhänger mit der Aufschrift „Florales Vergnügen“. Eben jener kleine Schlüssel purzelte aus der Ablage unter dem Radio mir direkt zwischen die Beine. Ein junger Mann stieg aus dem Auto vor mir und musterte mich eindringlich von unten nach oben und zurück. „Neeeeiiin! So ein Pech auch!“, sagte er mit femininer Stimme und legte seine Hände an die Wangen. „Immer dann, wenn man es eilig hat.“ Für einen Moment war ich mir nicht sicher, musste das Auto abgeschleppt werden oder plante der Mann dies nun mit mir. Mit Hilfe unseres Freund und Helfers wurden die Formalitäten geklärt und meine Konten wurden erleichtert und bereichert – mein Bankkonto um eine Strafzahlung und meines Flensburg um ein paar weitere Punkte. Das hätte auch böse enden können. Zum Glück entstand nur Schaden an den Autos. Ich hob den Schlüssel auf und legte ihn wieder auf seinen Platz bevor ich weiterfuhr.
Meine alte Schulfreundin Jana hatte sich mit einer Bekannten einen Urlaub in Island gegönnt und bat mich, beide am Samstag vom Flughafen Tegel abzuholen. So kam es, dass ich an diesem Wochende nicht wie sonst nach Dresden fuhr, sondern meine Zeit in Berlin verbrachte.
Der Samstag Abend nahte und trotz sommerlicher Temperaturen warf ich mich in meinen alten Smoking und band eine Fliege um. Ich wusste, dass ich lächerlich ausschaute – doch ein Chauffeur war bestellt und die Damen sollten einen bekommen.
Pünktlich 22.2o Uhr stand ich am Terminal und reihte mich schwitzend unter die luftig gekleideten Wartenden. Wie fast immer ließen die Damen auf sich warten und kamen fast zum Schluss. Mein Aufzug sorgte für Erheiterung und zehn Minuten später während der Heimreise fiel besagter Schlüssel Jana in die Hand. Auf die Frage, was denn das für ein Schlüssel sei, entgegnete ich: „Das ist der Schlüssel zum Glück!“ Hatte ich doch Glück gehabt, das jener Unfall vom Vortage so glimpflich ausgegangen ist. In ihrer typischen Art sagte sie einfach nur: „Ah, ja!“
Ihre Urlaubsbegleitung und ich wurden ein Paar … und sind es noch heute, eine Ende ist nicht abzusehen. Ein kleiner Sohn macht unser Glück perfekt. Mit der Zeit geriet der Schüssel in Vergessenheit – bis er eben meinem Spössling unlängst in die Hände fiel.
Für alle Neugierigen folgt nun ein Bild des besagten Schlüssels:
Der Schlüssel zum Glück
Möge dieser Schlüssel nun unserem kleinen Handelsunternehmen Glück bringen und manches Tor öffnen.
(mrj)