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25 Years

Ist das wirklich schon wieder 25 Jahre her? In meiner Erinnerung ist der Tag der Maueröffnung noch so lebendig, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Einer jener Tage, wo man sich noch genau erinnern kann, was man gemacht hat.

Dederonbeutel

Dederonbeutel

Den Abend hatte ich in der Abendschule verbracht. Donnerstags war das Schmerzprogramm angesagt. Drei Stunden Russisch am Stück – der blanke Horror für mich. Im Anschluss ging es noch auf Arbeit in die Nachtschicht. In der Werkhalle erwartet mich schon Schichtleiter Thomas mit einer gröffneten Flasche Bier (in der dritten Schicht gab es nie viel zu tun, so dass wir uns da stets den sonst unerlaubten Genüssen hingeben konnten) und einem breiten Grinsen im Gesicht. „Die Mauer ist offen! Die Grenze gibt es nicht mehr!“, brummte er mit seinem sonorem Bass.

„Du spinnst ja!“, war meine erste Reaktion. Ich war mir nicht sicher, ob er mich nur auf den Arm nahm – wie er es manchmal mit mir Grünling tat – oder die Wahrheit sprach. „Wenn Du uns nicht glaubst, geht doch hoch in den Pausenraum und mach das Radio an!“, hörte ich von unserem Dritten im Bunde, Max. Über die Jahre habe ich vergessen, wie Max eigentlich richtig hieß, wir nannten ihn alle nur so. Bevor ich ins Team, nein das war ja damals noch ein Kollektiv, kam, war er der Jüngste in der Brigade.

Die Stimme im Radio bestätigte die Worte der Kollegen, doch Restzweifel blieben. Erst als ich die Bilder im TV am kommenden Morgen sah, wurde mir wirklich bewusst, dass vortan nichts mehr so sein würde, wie es war.

Das ist nun inzwischen 25 Jahre her. Eine kleine Ewigkeit. Ein viertel Jahrhundert. Inzwischen ist eine weitere Generation groß geworden, die dies alles nur noch aus Geschichtsbüchern kennt. Gestern waren nun die offiziellen Feierlichkeiten zum Jahrestag der Maueröffnung.

Viel hat sich seither verändert. Nicht nur die Straßen, Häuser und Städte haben ein neues Aussehen angenommen, auch die Menschen, die ganze Gesellschaft ist eine andere geworden. Welche Richtung hätte wohl mein Leben genommen, wenn die Wende nicht gekommen wäre? Ich kann es nicht sagen. Ich habe seither viel erlebt, was vorher unvorstellbar war. Sicher, auf manche Erfahrungen hätte ich auch gern verzichtet.

Ich hätte heute kaum mein eigenes Unternehmen, gebe hier die Richtung vor. Habe inzwischen mit vielen Menschen zusammengearbeitet, die zuvor eine Ländergrenze entfernt lebten. Neue Möglichkeiten haben sich aufgetan und diese wollen genutzt werden. In diesem Sinne: Vorwärts immmer, Rückwärts nimmer. Aber diese Worte scheinen so seltsam vertraut.

(mrj)